13 einzigartige Charaktere befinden sich auf einem Rettungsboot – ein Angriff auf ein Passagierschiff während eines Krieges hat die Jugendlichen in diese Situation gebracht, in der sie nun beginnen, um ihr Leben zu kämpfen. Schnell tun sich Alan und Ann als Anführer der Gruppe hervor und rationieren das spärlich vorhandene Essen. Als ihnen bewusst wird, dass es nicht für alle reichen wird, verwerfen sie den Grundsatz, als Gemeinschaft zu handeln. Stattdessen kämpft nun jeder für sich allein: jeder soll nach Alans Idee Personen benennen, die keinen Anspruch mehr auf Nahrung oder Wasser haben und die eigene Entscheidung begründen. Eine Messerattacke auf Alan später hat sich die Gruppe in zwei Lager geteilt: die zum Überleben Auserwählten und die Verlorenen. Als der rettende Helikopter naht, entscheiden sich nicht alle 13 dafür, sich retten zu lassen.
Das Stück von Fin Kennedy als Neufassung des Klassikers »Das Floß der Medusa« von Georg Kaiser zeichnet ein mögliches Bild der Zukunft, das in der aktuellen Weltlage erschreckend wahrscheinlich geworden ist. Es herrscht Krieg und Jugendliche entscheiden sich, lieber auf dem Rettungsboot zu verbleiben und dort zu sterben, als in dieser Welt weiterzuleben, denn die Hoffnung auf Besserung scheint ihnen zu gering. Kennedy stellt durch sein Stück aktuelle Fragen, die auf den Kern des menschlichen Wesens abzielen: Wie weit gehen wir, um zu überleben? Wie grausam ist die menschliche Natur? Wie wird unsere Zukunft aussehen?
Im Laufe einer Werkstattphase im ersten Halbjahr stellte sich die Schwierigkeit heraus, mit einem riesigen Theaterkurs konzentriert und kreativ zu arbeiten und dabei jeder Begabungslage gerecht zu werden. Jedoch zeigte sich auch das Potenzial der 34 Darsteller/-innen, sodass für die Aufführung ein anspruchsvolles Stück gewählt und bearbeitet wurde. Monatelang beschäftigte sich der Literaturkurs der Q1 unter Leitung von Frau Becker-Nett mit den Inszenierungsentscheidungen zu Textbearbeitung, Besetzung, Requisite und Kostümen. Am 6. Juni 2024 konnten die Schüler/-innen zeigen, woran sie gearbeitet hatten: Die Inszenierung des Stücks war sehr gelungen und konnte die Zuschauerinnen und Zuschauer im Atrium der Schule begeistern.
Um jedem Beteiligten der großen Gruppe Bühnenerfahrung zu ermöglichen, wurde jede der 13 Rollen mehrfach besetzt. Hier halfen neben charakteristischen Merkmalen der Figuren wie Stottern, Sprachgebrauch und Auftreten, auch Accessoires wie Schals, Mützen/Kappen und Taschen, die Charaktere trotz wechselnder Darsteller/-innen direkt wiederzuerkennen. Alle füllten ihre wechselnden Rollen wirklich überzeugend aus, sodass die verschiedenen Charaktere und Stimmungen des Stücks greifbar wurden. Wohlplatzierte Licht- und Toneffekte unterstützten das Stück zusätzlich und sorgten dafür, die dramatische Atmosphäre auf dem Boot zum Ausdruck zu bringen.
Die konzentrierte Arbeit, die Sonderproben und die Spielfreude aller Beteiligten haben sich gelohnt und sorgten schließlich für ein Theatererlebnis, das nachhaltig zum Nachdenken anregte.
(Tong/BN)