Freiheit braucht eine Richtung
Generalvikar Dominik Schwaderlapp warb bei Schulen für den Glauben
BRÜHL. »Es ist das erste Mal, dass ich 450 junge Leute vor mir habe und da ist es mir zu schade, über die Strukturen des Generalvikariats zu reden«, begann Generalvikar Dr. Dominik Schwaderlapp seinen Vortrag vor den Oberstufenschülern des Erzbischöflichen St.-Ursula-Gymnasiums in Brühl. Kurz stellte sich der 41jährige dann den Schülern vor: »Ich bin seit 15 Jahren Priester, habe vier Brüder und 20 Neffen und Nichten.« Dann kam er zu seinem Thema: »Lohnt es sich an Christus zu glauben?« Er selbst habe nie eine große Glaubenskrise gehabt und aus seinem Erleben könne er berichten: »Glauben ist etwas schönes, das einen trägt wie sonst nichts auf der Welt.« Vor allem drei Argumente sprächen für den Glauben, denn er bringe Freiheit, Freundschaft und Freude. »Freiheit braucht eine Richtung und ein Ziel, sonst bringt sie nichts«, sagte der Generalvikar und betonte, der Glaube biete solch ein Ziel. Manche Menschen hätten natürlich den Eindruck, dass Kirche voller Gebote sei und die Freiheit gängeln würde, aber: »Ich bin der Überzeugung, dass uns diese Gebote erst wirklich frei machen.« Aufgrund der drei Argumente lohne sich der Glaube zwar, aber eigentlich sei es die falsche Frage, denn in einer Beziehung, egal ob mit Menschen oder Gott, dürfe man so nicht fragen.
»Wie sieht eure Antwort auf Gottes Frage aus: Liebst du mich?«, begann Schwaderlapp dann das Gespräch mit den Schülern. Statt auf die Frage nach dem Glauben einzugehen fragten die jedoch nach typischen Kritikpunkten an Kirche. »Zum Priestertum gibt es kein Recht, sondern nur eine Berufung«, antwortete Schwaderlapp auf die Frage nach einem Priestertum der Frau. Jesus habe nun einmal auch nur Männer zu Aposteln bestimmt, so dass auch Priester als deren Nachfolger nur Männer sein könnten: »Das ist ein göttliches Gesetz.« Auch die Frage des Zölibats wurde von einem Schülern angesprochen und Schwaderlapp berichtete: »Ohne den Zölibat wäre mir die Entscheidung zum Priestertum viel leichter gefallen.« Doch wer Priester werden wolle, dem werde auch Kraft dafür gegeben: »So bin ich nicht nur ein theologischer Beamter, sondern jemand, der sein ganzes Leben Gott zur Verfügung stellt.« »Ist es nicht etwas heftig als Gebot aufzustellen, dass man die Frau des Nächsten nicht begehren soll, weil das ist doch nicht so einfach«, fragte ein Schüler im Hinblick auf die zehn Gebote und Schwaderlapp konterte kurz: »Gerade weil es nicht so einfach ist, gibt es ja das Gebot.«
Als die Diskussion zu Ende war, blieben viele der 450 Schüler gegenüber den Erklärungen des Generalvikars kritisch, was dieser auch einräumte: »Ich weiß, dass ich manche Frage nicht zu Eurer vollen Zufriedenheit beantworten konnte, deswegen gebe ich euch jetzt meine E-Mail-Adresse«.
MK
Kirchenzeitung Köln vom 26.09.2008