Ziel des Hausaufgaben-Konzepts (HA-Konzept) ist es, Vereinbarungen zum Umgang mit Hausaufgaben bzw. sonstigen außerunterrichtlichen Aufgaben (z. B. das Anfertigen von Protokollen und Referaten, die Vorbereitung auf Klassenarbeiten oder die Aufarbeitung von Gruppenarbeiten) zu formulieren, so dass die Belastung der Schülerinnen und Schüler (SuS) im außerunterrichtlichen Bereich reduziert wird, gleichzeitig aber auch Sinn, Ziel, Gestaltung und die Notwendigkeit von Hausaufgaben für den weiteren schulischen Erfolg transparent werden.
Das HA-Konzept des St.-Ursula-Gymnasiums ist in Zusammenarbeit von Lehrern, Schülern und Eltern auf der Basis des schulischen Leitbildes und unter Berücksichtigung der Verflechtung mit zusätzlichen Aspekten der Schulentwicklung (z. B. Doppelstundenmodell, individuelle Förderung, Hausaufgabenbetreuung) erarbeitet worden.
Rechtliche Grundlage für Überlegungen zum HA-Konzept ist der Hausaufgabenerlass (BASS 12-31 Nr. 1), der die Hausaufgaben in der Primarstufe und in der Sek. I (Stand 1.7.2010) regelt, sowie das Schul- und Bildungsgesetz des Landes (§ 42).
Darüber hinaus betont der Maßnahmenkatalog des Schulministeriums (»Herausforderung Schulzeitverkürzung – Gymnasiale Bildung der Zukunft sichern« vom 12.12.2010), dass wegen der Schulzeitverkürzung an den Gymnasien (G8) und der damit verbundenen Erhöhung der Pflichtstundenzahl auch im Handlungsfeld des »neuen Gleichgewichts zwischen Hausaufgaben und Schulaufgaben« eine Modifizierung der Regelungen im oben genannten Erlass notwendig sei, um so »Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ihren Tag so auszugestalten, dass sie dabei schulische Angelegenheiten mit ihren privaten Angelegenheiten in Familie und Freizeit verlässlich und verbindlich vereinbaren können«.
Sinn und Zweck von Hausaufgaben
Hausaufgaben und sonstige außerunterrichtliche Aufgaben (HA) ergänzen die schulische Arbeit an Schulen, die keinen Ganztagsbetrieb haben. Sie erwachsen aus dem Unterricht und fließen wieder in diesen zurück. Sie dienen dazu
- sich das im Unterricht Erlernte einzuprägen, einzuüben und anzuwenden,
- sich auf neue Aufgaben, die im Unterricht gelöst werden, vorzubereiten,
- sich selbstständig mit einer begrenzten Aufgabe auseinanderzusetzen und dafür den Lernvorgang selbst zu organisieren bzw. Arbeitstechniken und Arbeitsmittel selbst zu wählen und einzusetzen und so auch Eigenverantwortung in der täglichen Arbeitsorganisation zu erlernen,
- Selbstsicherheit durch Erfolge bei der selbstständigen Bearbeitung zu gewinnen,
- Zuverlässigkeit durch die regelmäßige Erledigung der Hausaufgaben zu zeigen.
Erläuterung
Hausaufgaben haben in allen Fächern die Aufgabe, dass sich SuS das im Unterricht Erlernte einprägen. Dazu genügt es in der Regel, das im Unterricht Erarbeitete zu wiederholen, um ggf. Nachfragen im Unterricht stellen zu können. Ein weiteres wichtiges Ziel der HA liegt darin, dass SuS sich darin üben, den eigenen Lernprozess zu organisieren, die eigene Arbeitszeit vernünftig einzuteilen.
Mit dem Doppelstundenmodell ist es in allen Fächern möglich, einige Ziele, die bisher durch HA erreicht wurden, auch im Unterricht zu erreichen. Doppelstunden bieten zudem Gelegenheiten, dass SuS sich selbstständig mit einer begrenzten Aufgabe auseinandersetzen. Der Fachlehrer kann ihnen darüber hinaus einmal im Schuljahr Gelegenheit geben, im jeweiligen Fach über einen längeren Zeitraum eine Projektarbeit zu erstellen, in diesem Fall muss über eine Terminierung eine Absprache erfolgen.
Qualitätskriterien für Hausaufgaben
Hausaufgaben müssen
- aus dem Unterricht erwachsen und zu diesem zurückführen. Hausaufgaben, die diese Bedingung nicht erfüllen, sind unzulässig. Sie dürfen kein Ersatz für fehlende Unterrichtszeit, Zeitverlust durch Unterrichtsstörungen und keine Disziplinarmaßnahme sein.
- in ihrem Schwierigkeitsgrad und Umfang die Leistungsfähigkeit der SuS berücksichtigen und von diesen selbstständig, d.h. ohne fremde Hilfe und in angemessener Zeit gelöst werden können.
- eindeutig und klar, ggf. schriftlich formuliert werden; entsprechend der Altersstufe geben die Lehrer Ratschläge für die Durchführung der Arbeit und machen die SuS mit den zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln und Arbeitstechniken vertraut.
Empfohlen wird zu prüfen, wann Hausaufgaben nach der Leistungsfähigkeit, der Belastbarkeit und den Neigungen der SuS differenziert gestellt werden können.
Konkretisierung
Angesichts des knappen Zeitbudgets sollen Hausaufgaben nur gestellt werden, wenn sie aus lernpsychologischer Sicht sinnvoll sind, z.B. zur Sicherung des Gelernten, zum Üben des selbstständigen Arbeitens.
Gestaltung der Hausaufgaben
- Der Bezug zum behandelten Unterrichtsstoff muss erkennbar sein.
- Sinn und Ziel der Hausaufgabe müssen den SuS verständlich sein.
- Der erwartete zeitliche Aufwand muss für die SuS bekannt sein.
- Die zeitlichen Rahmenvorgaben für alle Fächer müssen beachtet werden.
- Hausaufgaben sollen vor dem Hintergrund des Erlernten selbstständig lösbar und damit erfolgsorientiert und motivierend sein.
- Alter und Entwicklungsstand der SuS müssen berücksichtigt werden.
- Abwechslungsreiche Aufgaben sollen die SuS in unterschiedlicher Weise fordern.
Erläuterung
Damit SuS zunehmend lernen, Aufgaben in einer ihrem Alter und ihrem Lernniveau entsprechenden Zeit zu erledigen, soll ihnen der vorgesehene zeitliche Rahmen für die Hausaufgabe als Orientierung genannt werden. Diese Zeitvorgabe orientiert sich am durchschnittlichen Lerntempo der Lerngruppe.
So kann die Lerngruppe zurückmelden, wenn die Aufgabe in der angegebenen Zeit nicht zu lösen war, und der Lehrer erhält so eine klare Auskunft zum tatsächlichen Lerntempo der Gruppe. Gleichzeitig sind Angaben zur Dauer der HA-Zeit eine Feedbackmöglichkeit für die SuS über ihr Arbeitstempo, was auch bei Klassenarbeiten eine notwendige Kompetenz darstellt.
Arbeitet ein Schüler deutlich langsamer als der Durchschnitt der Klasse, kann er die Erlaubnis erhalten, nach der angegebenen Zeit die Arbeit zu beenden, auch wenn diese nicht fertig ist. Die Unterschrift der Eltern bestätigt, dass ihnen bekannt ist, dass der Schüler die HA nicht vollständig bearbeitet hat. So wird sichergestellt, dass die tägliche Arbeitszeit für diesen Schüler altersangemessen bleibt.
Hausaufgaben, die binnendifferenziert sind, bieten eine gute Möglichkeit zur individuellen Förderung: Individuelle Begabungen können durch spezifische Hausaufgaben unterstützt werden, aber auch bei individuellen Lernschwierigkeiten können leistungsdifferenzierte Hausaufgaben helfen, diese zu überwinden. Darüber entscheidet der Fachlehrer.
Zeitlicher Umfang von Hausaufgaben
- Von Freitag zu Montag können Hausaufgaben aufgegeben werden, wenn am Freitag kein Nachmittagsunterricht stattfindet oder wenn nicht mehr als zwei Stunden Nachmittagsunterricht erteilt werden (BASS 12-31 Nr. 1, Nr. 3.1 und 3.2).
- An Tagen mit Nachmittagsunterricht werden keine Hausaufgaben für den Unterricht des Folgetages gestellt (BASS 12-31 Nr. 1, Nr. 3.1 und 3.2).
- Für alle Tage, denen ein Feiertag vorangeht, ist aufgabenfrei (BASS 12-31 Nr. 1, Nr. 3.1 und 3.2).
- Für die einzelnen Klassenstufen gelten – abweichend vom Erlass – folgende Arbeitszeiten für Tage ohne Nachmittagsunterricht:
- Klassen 5 bis 7: 90 Minuten
- Klassen 8 und 9: 120 Minuten
Konkretisierung
In den schriftlichen Fächern übersteigt die Zeit für Hausaufgaben in der Regel einen Wochenumfang von 45 Minuten pro schriftlichem Fach nicht. Pro Woche hat der Schüler 60 Minuten zusätzlich zur Vorbereitung von Klassenarbeiten in den schriftlichen Fächern.
In den mündlichen Fächern der Fächergruppe II dürfen die Hausaufgaben einen Umfang von 105 Minuten (Klassen 5), 65 Minuten (Klassen 6 und 7) bzw. 165 Minuten (Klassen 8 und 9) pro Woche nicht übersteigen. Jedes mündliche Fach darf in den Klassen 5 – 7 maximal Hausaufgaben im Umfang von 10 Minuten pro Woche stellen; in den Klassen 8 und 9 stehen wöchentlich 15 Minuten Hausaufgabenzeit zur Verfügung.
Ausnahme: Im Rahmen von Projektunterricht dürfen die Hausaufgaben in einem Fach in einem Zeitraum von 3 – 4 Wochen 30 Minuten pro Woche nicht übersteigen. Jedes Fach der Fächergruppe II darf pro Schuljahr maximal einen solchen Projektunterricht in dieser Form durchführen. Hierzu müssen sich die Fachkollegen untereinander dahingehend absprechen, dass in einer Klasse nie mehrere Projektarbeiten parallel durchgeführt werden.
Zudem sollen Fächer verbindende Hausaufgaben (z.B. Erdkunde/Mathematik: Maßstäbe; Biologie/Deutsch: Haustiere, Fachterminologie) unter den Fachschaften abgesprochen werden.
Erläuterung
Um den zeitlichen Rahmen für Hausaufgaben nicht zu überschreiten, muss bei der Verteilung der Arbeitszeit zwischen Fächern, in denen Klassenarbeiten geschrieben werden (Kernfächer und schriftliche Fächer in der Fächergruppe II), und Fächern, in denen keine Klassenarbeiten geschrieben werden, unterschieden werden. Schriftliche Fächer benötigen mehr Hausaufgabenzeit.
Klassenarbeiten
Alle SuS in der Sek I benötigen Arbeitszeit zuhause, um sich auf Klassenarbeiten vorzubereiten. Sie müssen vor jeder Klassenarbeit Gelegenheit haben, sich selbstständig mit einer begrenzten Aufgabe auseinanderzusetzen und dafür den Lernvorgang selbst zu organisieren bzw. Arbeitstechniken und Arbeitsmittel selbst zu wählen und einzusetzen, so wie es in einer Klassenarbeit von ihnen verlangt wird.
Wöchentliche Arbeitszeit in schriftlichen Fächern
- In Deutsch benötigen alle SuS Zeit für umfangreichere Lektüren, die im Unterricht besprochen werden.
- In Mathematik ist es sinnvoll, dass die SuS sich durch regelmäßige Hausaufgaben wöchentlich mit neu erlernten Aufgabenformaten auseinandersetzen.
- In Fremdsprachen benötigen alle SuS Zeit, um Vokabeln und Grammatik zu lernen.
Kontrolle bzw. Bewertung von Hausaufgaben
Hausaufgaben müssen regelmäßig überprüft und für die weitere Arbeit im Unterricht ausgewertet werden. Sie werden in der Regel nicht zensiert, sollten jedoch unter pädagogischen Aspekten Anerkennung finden.
Erläuterung
Hausaufgaben sollen vom Lehrer grundsätzlich kontrolliert und besprochen werden
- um zu signalisieren, dass eine regelmäßige und vollständige Erledigung erwartet wird,
- um hilfreiche und motivierende Rückmeldungen zu Ergebnissen zu formulieren,
- um Probleme zu erkennen und darauf im Unterricht eingehen zu können.
Die Hausaufgaben werden im Unterricht in geeigneten Lernphasen in unterschiedlicher Form kontrolliert. Durch eine abwechslungsreiche Überprüfung kann vermieden werden, dass die Besprechung der Hausaufgaben zu einer dominierenden Routinephase der Unterrichtsstunde wird.
Unterschiedliche Formen zur Ergebnisbesprechung bzw. Ergebniskontrolle sind z. B. Besprechung
- mit der ganzen Klasse,
- in Partnerarbeit,
- mit Hilfe von Lösungsblättern,
- im Einzelgespräch mit dem Lehrer.
Wie schon angesprochen werden Hausaufgaben in der Regel nicht zensiert. Sie sind Teil des Lernprozesses und in der Regel keine Leistungsüberprüfung. Nicht gemachte Hausaufgaben sind aber ein wesentlicher Indikator für die Bewertung des Arbeitsverhaltens. Gelungene Hausaufgaben (Eigeninitiative, Kreativität, Fleiß) sollen ausdrücklich anerkannt werden.
Nicht gemachte Hausaufgaben bzw. unvollständig gemachte Hausaufgaben gefährden den schulischen Erfolg. SuS sind verpflichtet, diese nachzuarbeiten. Bei mehrfach nicht erledigten Hausaufgaben werden die Eltern in der Sek I schriftlich informiert – in der Regel nach dem dritten Mal – so dass sie z.B. mit ihrem Kind Gründe und Hilfestellungen besprechen können.
Hausaufgaben in der täglichen Praxis
Die Lehrer achten darauf, dass Hausaufgaben möglichst viele der folgenden Kriterien erfüllen:
- Die Hausaufgabe ist für den Lernprozess unentbehrlich.
- Sie besitzt einen angemessenen Schwierigkeitsgrad.
- Sie ist in angemessener Zeit zu besprechen.
- Sie arbeitet dem Unterricht zu.
- Sie ist nach individuellen Stärken und Schwächen ausgerichtet.
Die Lehrer
- beachten die zeitlichen Rahmenvorgaben im Blick auf alle Fächer,
- stellen Hausaufgaben rechtzeitig vor dem Stundenende,
- geben Gelegenheit, Nachfragen zu stellen,
- tragen die Hausaufgaben im Klassenbuch zu der Stunde ein, zu der sie aufgegeben werden,
- formulieren die Arbeitsaufträge eindeutig,
- teilen in der Regel den intendierten Zeitumfang zur Orientierung mit,
- kontrollieren die Erledigung der Hausaufgaben quantitativ und qualitativ (z.B. kommentierte Schülerlösung, Beispiellösung) und geben den SuSn Rückmeldung,
- informieren die Eltern bei mehrfachem Nichterledigen der Hausaufgaben. Weitere schulische Maßnahmen können sein: Nacharbeit unter Aufsicht, Elterngespräch u. a.
Die SuS
- räumen der Erledigung von Hausaufgaben einen angemessenen Zeitraum in ihrer unterrichtsfreien Zeit ein,
- erledigen die Hausaufgaben sorgfältig,
- informieren sich im Krankheitsfall zeitnah über die gestellten Hausaufgaben und arbeiten diese nach Möglichkeit nach,
- melden sich unaufgefordert zu Beginn der Stunde bei nicht erledigten Hausaufgaben und reichen diese unaufgefordert in der nächsten Stunde nach,
- formulieren die Schwierigkeiten bzw. Probleme bei nicht vollständig gelösten Hausaufgaben,
- melden zurück, wenn sie für die Erledigung der Hausaufgaben deutlich mehr Zeit benötigen.
Die Eltern unterstützen die Selbstständigkeit der SuS, indem sie
- keine inhaltliche Korrektur der Hausaufgaben vornehmen, sondern helfen herauszufinden, worin die Schwierigkeiten liegen,
- eine angemessene Lernumgebung zur Verfügung stellen,
- je nach Selbstständigkeitsgrad des Schülers die formale Erledigung der Hausaufgaben kontrollieren,
- Interesse zeigen und sich z. B. die Hausaufgaben erklären lassen,
- ggf. Hilfe beim Zeitmanagement leisten,
- bei anhaltenden Schwierigkeiten die Rücksprache mit den Lehrern suchen.