Weniger Ungleichheiten, bezahlbare und saubere Energie, Maßnahmen zum Klimaschutz – dies sind nur drei von insgesamt 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen, die bis zum Jahre 2030 erreicht werden sollen. Um den Schüler/-innen des Erzb. St.-Ursula-Gymnasiums die Möglichkeit zu geben, sich mit den globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, d. h. den großen Fragen unserer Zeit auseinanderzusetzen, initiierten die Lehrkräfte der Schule sowie ehemalige Schüler/‑innen erstmalig einen eigenen Projekttag, der am 16. Mai 2023 unter der Leitung von Herrn Meller und Herrn Schönbauer in der Schule sowie an zahlreichen außerschulischen Lernorten stattfand. Mit diesem »Tag der Schöpfungsverantwortung«, der zukünftig jährlich stattfinden wird, möchte das St.-Ursula-Gymnasium der Schülerschaft vor dem Hintergrund ihres katholischen Profils Raum geben, den globalen Krisen und Fragen der Gegenwart mit einer reflektierten Haltung zu begegnen sowie einen individuellen »Wertekompass« zu entwickeln.
Der »Tag der Schöpfungsverantwortung«, welcher sich als ein Baustein im Rahmen der übergeordneten Intention einer Bildung für nachhaltige Entwicklung versteht, umfasste ganztägig zahlreiche Projekte und Exkursionen, die von Lehrkräften und externen Referent/‑innen, aber auch ehemaligen Schülerinnen und Schülern geleitet und begleitet wurden.
Während die Schüler/-innen der Sekundarstufe I den Tag im Klassenverband gestalteten, erarbeiteten die Oberstufenschüler/-innen interessengeleitet unterschiedliche Themen in Kleingruppen. Für alle gemeinsam begann der Tag allerdings mit einem Wortgottesdienst im Atrium der Schule. Im Mittelpunkt stand dabei der Gedanke einer Verantwortung für die Schöpfung, welche die Schulgemeinschaft reflektiert und kritisch gemeinsam wahrnehmen und tragen möchte. So sprachen Schülerinnen und Schüler der Klasse 5c die Fürbitten und formulierten diese in Anlehnung an die Nachhaltigkeitsziele: „Bewahre die Schöpfung, sodass sie auch den kommenden Generationen als Lebensgrundlage dienen kann.“ Nach Abschluss des Gottesdienstes, bei dem in verteilten Rollen kleine Abschnitte aus der Schöpfungsgeschichte vorgelesen und von Herrn Janzing am Klavier mit einem »musikalischen Klangteppich« unterlegt wurden, fasste Herr Meller die Zielsetzung des Tages zusammen und betonte noch einmal die Relevanz, den Begriff der Schöpfungsverantwortung aus zahlreichen Perspektiven zu beleuchten und das Bewusstsein aller Teilnehmer/-innen des Projekttages für den Gedanken der Nachhaltigkeit zu schärfen.
Für viele Schüler/-innen begann die Erarbeitungsphase an einem außerschulischen Lernort: So gab es beispielsweise Exkursionen zum »Science lab« auf dem Forschungsboot der Universität zu Köln, zum UN-Campus in Bonn oder nach Odonien, eine vom Künstler Odo Rumpf geschaffene Verbindung aus Freiluftatelier, Werkstatt und Veranstaltungsort. – Zum Thema »Leben in Obdachlosigkeit« zeigte eine ehemals wohnungslose Stadtführerin den Schülerinnen und Schüler die Stadt Bonn von einer anderen Seite, in einem Nutzgarten entdeckten die Lernenden die Welt der Kräuter, erkundeten eine Restmüllverbrennungsanlage, besuchten eine Imkerei, wanderten in der freien Natur, befassten sich mit dem Thema »Wildtiere im städtischen Raum« oder setzten sich auf dem Biohof Apfelbacher mit biologischem Landbau auseinander und sammelten vor Ort die Utensilien für ein Insektenhotel, das schließlich auf dem Schulgelände Gestalt gewann.
Doch nicht nur die zahlreichen Exkursionen fanden bei Schülerinnen und Schüler viel Anklang, auch schulinterne Workshops boten spannende Inhalte: So experimentierten die Schüler/-innen zum Treibhauseffekt, setzten sich mit dem Thema »Nachhaltigkeit im Skisport« auseinander, vertonten Naturklänge, sammelten und spendeten gebrauchte Kleidung, nahmen an einer Müllsammelaktion teil oder erarbeiteten Strategien zur Stressbewältigung.
Neben vielen weiteren interessanten Aktivitäten sind insbesondere die Angebote von ehemaligen Schüler/‑innen zu nennen: So boten Mariana Siebers und Johanna Mommertz einen Workshop zum Thema »WeltFAIRändern – für eine klimagerechte Welt« an und nahmen das Thema »Ernährung« in den Blick, während Theo Caspar eine Schreibwerkstatt »Kreatives Wortgeklaube« leitete und dabei über zahlreiche Impulse kreative Schreibprozesse zu den 17 Nachhaltigkeitszielen initiierte. Leonie Müller und Elisabeth Koeppen gestalteten und begleiteten den Bau einer Pfandflaschen-Sammeltonne für die Schule, deren Erlös gemeinnützig gespendet werden soll; Sol Rodrigues suchte mit den Teilnehmer/‑innen ihres Workshops in Anlehnung an den ökologischen Imperativ von Hans Jonas einen Imperativ, welcher zur Schülerschaft des St.-Ursula-Gymnasiums passt und diese zu nachhaltigem Handeln motiviert. Sophie Bonerz setzte sich schließlich mit dem Schokoladenherstellungsprozess auseinander und testete mit ihren Workshop-Teilnehmer/-innen, ob fair produzierte und gehandelte Schokolade tatsächlich besser schmeckt.
Gegen 14 Uhr hatten alle Mitglieder der Schulgemeinschaft die Gelegenheit, sich einen bunten Einblick in die Ergebnisse (als »work in progress«) der zahlreichen Lerngruppen zu verschaffen. Nach einem kurzen Bühnenprogramm mit einer Ansprache des Schulleiters Herrn Leibold luden die Klassen und Kurse in die vorbereiteten Räume des Atriums ein, in denen die Lernenden beispielsweise den Bauprozess eines Insektenhotels, Poetry, analoge und digitale Fotoausstellungen, Malerei sowie naturwissenschaftliche und philosophische (Gedanken‑)Experimente präsentierten.
So eröffnete der erste »Tag der Schöpfungsverantwortung« zahlreiche Lern- und Denkräume, um sich konzentriert und hoffentlich »nachhaltig« mit Fragestellungen und Projekten rund um die vielfältigen Fragen einer globalen Zukunft vor dem Hintergrund eines katholischen Profils auseinanderzusetzen.
Wir danken allen ehemaligen Schüler/-innen, externen Referent/-innen, Lehrkräften und Schüler/‑innen für ihren engagierten Einsatz – in der Hoffnung, dass noch zahlreiche weitere Bausteine einer Bildung für nachhaltige Entwicklung folgen werden.
Nachtrag:
Die Secondhand-Kleidersammlung (Video) der Klasse 9b erzielte insgesamt eine Spende von über 125 Euro für die Andheri-Hilfe Bonn. Wir bedanken uns für die Unterstützung des Projekts!
(Hun)