Als der Schüler Otto Nix (gespielt von Jonas Stich) während eines Zeltlagers erschlagen im Wald aufgefunden wird, kommt der Mordfall vor Gericht und auf der Bühne des Erzb. St.-Ursula-Gymnasiums entwickelt sich ein kriminalistisch anmutendes Drama, das die Frage nach Glaubwürdigkeit und Integrität unter dem Einfluss des aufkommenden Nationalsozialismus stellt. Als der Lehrer (Roman Wieland) in einer Verhandlungspause eine innere Stimme hört, findet er den Mut, die Wahrheit zu sagen und sich mit der Frage nach Gott in einem »Zeitalter der Fische«, in dem die Seele des Menschen so unbeweglich wie das Antlitz eines Fisches scheint, wahrhaftig und ehrlich gegen dieses aufzubegehren. So wird nach einigen spannenden Verwicklungen der Schüler mit den kalten Fischaugen Wilhelm Tengelmann (Carolin Könenberg) schließlich des Mordes überführt, der unter Verdacht stehende Schüler Adam Zobel, gespielt von Vincent Schilling, und seine Geliebte, die schöne Eva, Anführerin einer Verbrecherbande (gespielt von Mara Scheidweiler), sind hingegen frei von Schuld.
Die dramatische Bühnenfassung des Romans »Jugend ohne Gott« (1937) von Ödon von Horváth (überarbeitete Bühnenfassung von Klaus Goehrke) setzten die Schülerinnen und Schüler des Literaturkurses (Theaterwerkstatt) unter der Leitung von Herrn Hardt am 17. Juni 2015 im vollbesetzten Atrium des Erzb. St.-Ursula-Gymnasiums mit viel Spielfreude und spannungsreichen Wortwechseln vor einem reduzierten Bühnenbild um, welches Raum eröffnete für eine schwierige Thematik, kritische Fragen (Theodizee), Zweifel und Emotion.
Neben den Schülerinnen und Schülern des Literaturkurses, die ihre Rollen über Sprache, Körperhaltung, Mimik und Gestik, Kostüm und Maske ausgezeichnet verkörperten – so beeindruckte Till Gräter als Feldwebel, Marthe von Danwitz, die auch den Prolog rezitierte, als Franz Bauer, Jana Zerche als Frau Tengelmann, Josefine Lütz als Mutter des Lehrers und Aurora Beutner als strenge Direktorin sowie Annika Steiner als Pfarrer –, fiel insbesondere Roman Wieland in der Rolle des Lehrers durch seine Bühnenpräsenz und eine herausragende schauspielerische Leistung auf.
Für diese spannende und berührende Unterhaltung bedankten sich Eltern, Schüler und Lehrer mit viel Applaus bei den Darstellern.