Die Schülerin Katharina Fattler (Q2) berichtet von einer Exkursion zur Elektronen-Stretcher-Anlage »ELSA« im Fach Physik:
»Am 7. März besuchten 13 Schülerinnen und Schüler der Grund- und Leistungskurse im Fach Physik (Q1 und Q2) die Elektronen-Stretcher-Anlage ELSA am Physikalischen Institut der Universität Bonn.
Nach einem anschaulichen Einführungsvortrag in die Welt der kleinsten Teilchen zu den Protonen, Neutronen, Quarks und Gluonen und der Arbeits- und Funktionsweise von Teilchenbeschleunigern als Hilfsmittel und Werkzeug zur Erforschung der Wechselwirkung der Teilchen untereinander erhielten wir zunächst eine kurze Sicherheitseinweisung. Anschließend wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt und von einem Doktoranden und einem Forscher am Institut durch die Anlage geführt.
Dabei ging es zunächst in den Kontrollraum, in dem die Forscher viele Tausend Parameter zur Überwachung angezeigt bekommen, um den Teilchenstrahl im Beschleuniger optimal einstellen zu können. Außerdem können von hier aus die verschiedenen Experimente gesteuert werden.
Danach stiegen wir eine steile Treppe in eine riesige Halle hinunter, in der sich die einzelnen Komponenten des dreigeteilten Teilchenbeschleunigers befinden. Nach einer kurzen Orientierung auf dem Teilchenbeschleuniger sahen wir zuerst die Elektronenquelle, bei der der Spin (die Eigenrotation) der Elektronen durch physikalische Kniffs genau ausgerichtet wird. Stark beeindruckt haben uns die vielen wuchtigen Betonblöcke, die die Strahlung beim Betrieb des Beschleunigers abschirmen, die tonnenschweren, mikrometergenau ausgerichteten Elektromagnete, die den Elektronenstrahl auf eine Kreisbahn zwingen, und die Fokussiermagnete, die wie optische Linsen auf Elektronen wirken. Schon nach dem ersten Vorbeschleuniger, dem Linearbeschleuniger (LINAC), fliegen die Elektronen mit nahezu Lichtgeschwindigkeit durch die Vakuumröhre. In den beiden anschließenden Kreisbeschleunigern kann die Geschwindigkeit der Elektronen nicht mehr erhöht werden, wohl aber ihre Masse. Im 164 Meter langen letzten Beschleuniger, der Elektronen-Stretcher-Anlage (ELSA), welcher der Anlage ihren Namen verleiht, werden die Elektronenpulks zunächst gesammelt, für einige Zeit gespeichert und währenddessen zu den Experimenten sukzessive herausgeschält.
Im Innern der Anlage arbeiten die Physiker an verschiedenen Experimenten, kontrollieren die vielen Bauteile und analysieren nach jedem Run die gewonnenen Messwerte in ihren Arbeitsgruppen. Beide Gruppenleiter haben es in der dreistündigen Führung verstanden, uns für die experimentelle Teilchenphysik zu begeistern, so dass wir nun auch typische Experimente der Kern- und Elementarteilchenphysik hautnah erleben konnten, was wegen der Komplexität und des Umfangs der Anlage im Schulunterricht verständlicherweise nicht möglich ist.
Dr. Dennis Proft, der eine der beiden Führungen leitete, stellte der Gruppe auch sein aktuelles Forschungsprojekt mit dem Namen FLASH@ELSA vor, das sich mit der in der Krebstherapie häufig angewandten Bestrahlung von Tumoren beschäftigt. Diese soll dahingehend optimiert werden, dass durch die Nutzung hochenergetischer Strahlung das gesunde Gewebe weniger geschädigt wird.
Wir bedanken uns bei Herrn Dr. Hoverath für den spannenden und umfangreichen Einblick in die Arbeit an der ELSA.«
Katharina Fattler (Q2)