Die Erfahrung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten in Gastfamilien und im Schulleben fördert die Reflexion der eigenen Lebenswirklichkeit, sie dient der Erkenntnis, dass die eigenen Normen und Traditionen nicht die einzig richtige Lebensform darstellen. Nur aus der Relativierung des eigenen Standpunktes kann Toleranz erwachsen, können Vorurteile abgebaut werden.
Diesen Zielen verpflichtet, unterhalten und organisieren wir seit vielen Jahren Austauschprogramme für Jungen und Mädchen, die nicht zuletzt an unserem Sprachangebot Englisch, Französisch und Italienisch orientiert sind. Im einzelnen bestehen folgende Möglichkeiten für die
- Mittelstufe: Lorient (Frankreich) und Bromley (England) und die
- Oberstufe: Olgiate Comasco (Italien) und Szeged (Ungarn).
Lorient: Unsere Partnerschulen in Frankreich
Schon seit 1973 steht das St.-Ursula-Gymnasium im Kontakt mit einer französischen Partnerschule, dem ehemaligen "Collège de la Retraite" in Lorient. Lorient liegt in der südlichen Bretagne am Meer, nicht weit entfernt von Guidel, wo sich die Feriensiedlung des Erftkreises befindet.
Auch wenn die Schule nun mit einem anderen Collège zusammengelegt wurde und nun den Namen "Collège St. Louis" trägt, wird dieser Austausch fortgeführt. Auch Schülerinnen und Schüler des "Collège Notre Dame du Pont" im Nachbarort Lanester nehmen mittlerweile an dem Austausch teil. Für die Oberstufenschüler der Einführungsphase besteht die Möglichkeit des Austauschs mit dem "Lycée Saint Joseph La Salle". Dies ist möglich, da viele Deutschlehrer in Frankreich an mehreren Schulen arbeiten. Die Besuche an den drei französischen Partnerschulen erfolgen jeweils zeitgleich. Während der nunmehr 40-jährigen Freundschaft, deren Jubiläum wir am 16. Mai 2014 gefeiert haben, haben weit mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler das Gastland kennen-, meist auch lieben gelernt und auf ihre Weise die deutsch-französischen Beziehungen intensiviert.Bromley: Unsere erste Partnerschule in England
Seit mehr als 20 Jahren unterhält unsere Schule ein regelmäßiges Austauschprogramm mit der Bromley High School, einem privaten Mädchengymnasium, das 1883 gegründet wurde. Bromley und die umliegenden Ortschaften, in denen unsere Schülerinnen untergebracht sind, liegt unweit von London.
Bromley High School
Im Durchschnitt besuchen 530 Mädchen die Senior School (ab Klasse 6). Der Lehrplan für die ersten fünf Jahre umfasst neben den klassischen Fächern wie den Sprachen, Mathematik, Natur- und Gesellschaftswissenschaften auch Informatik sowie kreative und praktische Fächer, wie z.B. Keramik und Fotografie. Fast alle Absolventinnen der Bromley High School nehmen ein Studium an einer Universität oder technischen Hochschule auf.unsere Schüler vor Hever-Castle
Da Bromley eine reine Mädchenschule ist, sind Kontakte zu anderen Schulen in England geknüpft worden. Im kommenden Jahr wird nun der erste Austausch mit einer staatlichen Comprehensive School in Warwick stattfinden. In dieser Schule werden Jungen und Mädchen unterrichtet.Olgiate Comasco: Unsere Partnerschule in Italien
Seit dem Schuljahr 2012/13 bietet die Fachschaft Italienisch unseren Schülerinnen und Schülern, die die Sprache ab der Einführungsphase (Stufe 10) lernen, die Möglichkeit an, in der Qualifikationsphase (Stufe 11) am Austausch mit dem Gymnasium "Liceo scientifico Giuseppe Terragni" teilzunehmen. Hierbei handelt es sich um eine staatliche Sekundarschule mit etwa 950 Schülerinnen und Schülern der Klassen 9–13. Im sprachlichen Zweig wird Deutsch als dritte Fremdsprache drei- bis vierstündig unterrichtet, sodass der Austausch auch in sprachlicher Hinsicht erfolgversprechend ist.
Die Schule liegt in unmittelbarer Nähe zum Zentrum der kleinen Stadt Olgiate Comasco, nicht weit entfernt vom Comer See in Norditalien (Lombardei). Interessante Städte wie Como, Mailand und Verona sind von dort relativ schnell zu erreichen.
Sowohl der Aufenthalt der italienischen Partnerschüler in Brühl als auch der Gegenbesuch der deutschen Schülerinnen und Schüler in Italien dauern jeweils ca. eine Woche, wobei die Jugendlichen in ihren Gastfamilien die Sprache, Mentalität und Lebenswirklichkeit genau kennenlernen, am Schulalltag teilnehmen und interessante Ausflüge unternehmen.Weitere Informationen zur Schule finden sich unter www.liceoterragni.it
Das Dugonics András Piarista Gimnázium in Szeged/Ungarn
Seit drei Jahren verbindet das St. Ursula Gymnasium eine Schulfreundschaft mit dem Dugonics András Piarista Gimnázium in Szeged/Ungarn. Dieses Austauschprogramm ist das erste an unserer Schule, welches bewusst den Blick nach Osteuropa richtet. Besonders die historischen Anknüpfungspunkte zwischen Ungarn und Deutschland eröffnen dieser Schulpartnerschaft besondere Möglichkeiten. Von ungarischer Seite ist es eine Herausforderung für die Schüler, die Deutsch im Unterricht lernen, nun die Fremdsprache konkret im Mutterland anzuwenden und die landeskundlichen Kenntnisse mit Leben zu füllen. Für unsere Schüler eröffnet sicht durch den Besuch in Ungarn die sonst seltene Möglichkeit ein osteuropäisches Land, seine Kultur und die Mentalität seiner Bewohner kennen zu lernen.
Das Dugonics András Piarista Gimnázium in Szeged/Ungarn
Unsere Partnerschule, das Dugonics András Piarista Gimnázium in Szeged, ist eine Ordensschule, welche von den Piaristen geleitet wird. Einige Piaristenpatres sind dort auch als Lehrer tätig. Folgende Aspekte des Schulprofils seien an dieser Stelle zur Vorstellung unserer Partnerschule genannt:Das Gymnasium wird von 300 Schülern, von ihnen sind 85 Internatschüler, besucht.
Die Schüler lernen drei Jahre obligatorisch Latein (8-10). Dann behalten sie entweder diese Sprache oder sie wählen als zweite Fremdsprache Englisch, Deutsch oder Italienisch. (Die erste Fremdsprache kann nur Englisch oder Deutsch sein.) Immer mehr Schüler kommen mit Englischkenntnissen in das Gymnasium, so dass sie erst nach drei Jahren Deutsch als Fremdsprache belegen. (Von 70-80 Siebtklässlern lernen nur ca. 10-12 Deutsch.) Die Zehntklässler leisten neben dem Unterricht das ganze Jahr über Sozialarbeit (das Programm heißt ins Deutsche übersetzt in etwa: Die Schule der aktiven Liebe.)
Am Nachmittag bietet die Schule künstlerische Fächer an: das Erlernen verschiedener Instrumente (die Volksmusik spielt eine wichtige Rolle), Volksgesang, Grafik und Malerei, Bildhauerei, Foto- und Videokunst. Sehr wichtig sind die Sommertouren. Die Klassenlehrer gehen mit ihren Schülern auf verschiedene Fahrten, z.B. auf Kanu-, Rad- oder Wandertouren.
Unsere bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass auf beiden Seiten die Schülerinnen und Schüler und auch die Lehrer, die an diesem Austauschprogrammen teilgenommen haben, begeistert waren, die doch zumeist „fremde Kultur“ erleben zu dürfen.
Zur genaueren Illustration des Ablaufes einer Besuchswoche der St. Ursula Schülerinnen und Schüler in Ungarn sei auf den folgenden Bericht eines ehemaligen Telnehmers verwiesen:
»Vor knapp 3 Monaten wurde es wieder einmal Zeit für einen Besuch beim Dugonics-András-Piaristengymnasium, unserer ungarischen Partnerschule aus Szeged. Nachdem die ungarischen Schüler im Oktober 2008 zu uns nach Deutschland gekommen waren, durften jetzt wir im Rahmen des Ungarnaustauschs Gäste bei unseren Austauschschülern sein.
Also flogen 11 SchülerInnen aus der Stufe 10 bzw. 11 vom 26.03. – 01.04.2009 nach Ungarn. Für fast alle war dies die erste Reise in das osteuropäische Land und niemand hatte eine richtige Vorstellung von Ungarn und den Menschen dort.
Nach einer herzlichen Begrüßung am späten Abend standen in den nächsten Tagen viele Aktivitäten auf dem Programm. Während uns in Szeged eine Stadtführung mit anschließender Schnitzeljagd, der Besuch eines typisch ungarischen Thermalbads und die Teilnahme am Unterricht geboten wurden, fanden am Wochenende Ausflüge mit den Gastfamilien rund um Szeged statt. Ein weiterer Höhepunkt war die Besichtigung Budapests in den letzten anderthalb Tagen des Aufenthalts in Ungarn. Hier stand natürlich das Sightseeing unter Führung von Pater Attila, einem Deutschlehrer unserer Austauschschüler, im Vordergrund. Von einem kleinen Berg in Budapest aus hatten wir dabei spät abends eine wunderbare Aussicht auf die beleuchtete Stadt und die Donau.
An unserem letzten Tag hatten wir zudem die einmalige Möglichkeit uns nach einer Führung durch das ungarische Parlament mit dem ungarischen Abgeordneten Zoltan Balog, der fließend deutsch spricht, über die politisch schwierige Lage Ungarns zu unterhalten.
Insgesamt war der Ungarnaustausch für alle eine ganz neue, aber wirklich tolle Erfahrung und ich kann den baldigen 10ern nur raten: Auf jeden Fall mitmachen!«
von Christian Stranz